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Folge 7.2: Klassische Suche vs. AI-Search – Was sagen die Daten?

Ersetzen KI-Systeme wie ChatGPT die klassische Suche? Diese Frage beschäftigt Marketing-Professionals weltweit. In dieser Facts & Cases-Folge der GEO Know How Academy analysieren Maggie Mues und Andre Alpar drei wegweisende Studien mit insgesamt über 260 Milliarden Datenpunkten.

Die Ergebnisse überraschen: Statt Verdrängung zeigt sich eine hybride Suchlandschaft. ChatGPT-Nutzende suchen nicht weniger bei Google – sie suchen mehr. Die Systeme ergänzen sich, statt zu konkurrieren. Diese Folge liefert datenbasierte Orientierung für strategische Entscheidungen im Performance-Marketing.

Wer verstehen will, wie sich Nutzerverhalten in der neuen Ära der Suche tatsächlich entwickelt, findet hier fundierte Antworten statt Hype.

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Facts & Cases: Datenbasierte Einordnung statt Spekulation

Nach den theoretischen Grundlagen der ersten Folgen widmet sich diese Episode dem Content-Format Facts & Cases. Der Fokus liegt auf statistisch signifikanten Studien, die zeigen, wie KI-Systeme die Suchlandschaft tatsächlich verändern.

Die zentrale Frage: Ersetzen KI-Systeme wie ChatGPT die klassische Suche, oder entsteht eine neue, hybride Nutzungsrealität? Drei Studien mit unterschiedlichen Methoden und Datenquellen liefern belastbare Antworten.

Studie 1: SEMrush – ChatGPT-Nutzung steigert Google-Sessions

Die erste Studie von SEMrush analysiert 260 Milliarden Clickstream-Datenpunkte aus dem Zeitraum Januar 2024 bis Juni 2025. Clickstream-Daten erfassen reales Nutzerverhalten durch Browser-Plugins – eine der härtesten Währungen in der Datenanalyse.

Was sind Clickstream-Daten?

Clickstream-Daten dokumentieren, wo Nutzende im Internet surfen – jeder Klick, jede Interaktion wird anonymisiert erfasst und aggregiert. Im Gegensatz zu Umfragen bilden sie tatsächliches Verhalten ab, nicht selbst berichtete Absichten.

Das überraschende Ergebnis

Die Studie vergleicht das Suchverhalten vor und nach der ersten ChatGPT-Nutzung. Ergebnis: Nutzende, die ChatGPT einsetzen, führen durchschnittlich 2,1 zusätzliche Google-Sessions pro Woche durch – ein Zuwachs, keine Kannibalisierung.

Was bedeutet ‚Session‘?

Eine Session beschreibt zusammenhängende Interaktionen innerhalb eines Zeitkorridors (typischerweise 30 Minuten). Eine Google-Session kann mehrere Suchanfragen, Nachrecherchen und Website-Besuche umfassen. Gleiches gilt für ChatGPT-Nutzung.

ChatGPT-Nutzungsfrequenz

Nach dem Start der ChatGPT-Nutzung verzeichnen Nutzende durchschnittlich 5 ChatGPT-Sessions pro Woche. Die Wahrscheinlichkeit kontinuierlicher Nutzung ist hoch – ChatGPT wird zum festen Bestandteil des Recherche-Verhaltens.

Warum steigt die Google-Nutzung?

ChatGPT ermöglicht Anwendungsfälle, die klassische Suchmaschinen nicht abdecken (z.B. E-Mail-Optimierung, kreative Texterstellung). Diese Nutzung generiert neuen Informationsbedarf, der anschließend über Google verifiziert wird – ein komplementärer Prozess.

Studie 2: Datos – Monatliche Nutzungshäufigkeit im Vergleich

Die zweite Studie stammt von Datos (Teil von SEMrush) und untersucht Clickstream-Daten von Januar 2024 bis März 2025 in den USA. Fokus: Desktop-Nutzung von Suchmaschinen versus KI-Systemen.

Zentrale Erkenntnisse

Google: Stabil dominant

Google bleibt dominant und zeigt stabile Nutzungszahlen. Die jahrzehntelange Marktführerschaft spiegelt sich auch in der KI-Ära wider – keine Erosion erkennbar.

ChatGPT: Kontinuierliches Wachstum

ChatGPT verzeichnet deutliches Wachstum in der monatlichen Nutzungshäufigkeit. Der Trend ist konsistent über den gesamten Untersuchungszeitraum.

Gemini separat erfasst

Die Studie erfasst Gemini separat (nicht als Teil von Google). Dies könnte erklären, warum Google hier nur stabil erscheint, während es in Studie 1 wächst.

Kleinere Suchmaschinen unter Druck

Kleinere Suchmaschinen zeigen leichte Rückgangstendenzen. Falls ChatGPT Marktanteile gewinnt, dann eher von kleineren Playern – nicht von Google.

Methodische Einschränkung

Die Studie fokussiert auf Desktop-Daten. Mobile App-Nutzung von ChatGPT, Gemini und Claude wird nicht erfasst – ein relevanter Anteil des Gesamtnutzungsverhaltens bleibt unsichtbar.

Studie 3: SimilarWeb – Zielgruppen-Overlap analysiert

Die dritte Studie von SimilarWeb untersucht, wie stark sich die Nutzerbasen von ChatGPT und Google überschneiden. Datenquellen: Browser-Plugins, Mobile-App-Daten und Internet-Service-Provider (ISP)-Partnerfeeds.

Warum ISP-Daten besonders wertvoll sind

Internet-Service-Provider sehen den gesamten Datenverkehr ihrer Kund:innen. Diese Daten werden anonymisiert und aggregiert – eine extrem belastbare Quelle für Nutzungsanalysen.

April 2025: Minimale Exklusivität

Im April 2025 nutzen 98,1% der ChatGPT-Nutzenden auch Google. Nur 0,2% nutzen ausschließlich ChatGPT. Umgekehrt nutzen 27% der Google-Nutzenden auch ChatGPT. 73% bleiben Google-exklusiv.

Interpretation: ChatGPT-Nutzende sind Multi-Plattform-Recherchierende. Google-Nutzende sind teilweise noch nicht mit KI-Systemen in Berührung gekommen – oder sehen keinen Bedarf.

August 2025: Wachsende Loyalität

Im August 2025 steigt die ChatGPT-Exklusivität auf 4,7% (von 0,2%). Gleichzeitig wächst die Google-Exklusivität auf 87,5% (von 73%).

Interpretation: Beide Plattformen entwickeln loyalere Nutzerbasen. Die Systeme differenzieren sich – Nutzende entscheiden bewusster, welches Tool für welchen Zweck eingesetzt wird.

Warum steigt die Exklusivität?
  • Google integriert KI-Features wie AI Overviews und AR-Mode massiv
  • Nutzende erhalten generative Antworten direkt in Google – der Wechsel zu ChatGPT wird weniger notwendig
  • OpenAI fokussiert auf Intelligenz-Layer, nicht auf Web-Suche (Statement von Nick Turley, OpenAI Product Lead)
  • ChatGPT entwickelt sich zum Recherche-Assistenten, der Suche delegiert – nicht ersetzt

Vergleich der Studien: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Gemeinsamkeiten

ChatGPT wächst ordentlich

Alle drei Studien zeigen konsistentes, deutliches Wachstum von ChatGPT in Nutzungsfrequenz und Reichweite.

Google nicht gefährdet

Google zeigt keine Erosion durch ChatGPT. Die Marktposition bleibt stabil bis wachsend – keine Verdrängung erkennbar.

Belastbare Datengrundlage

Alle Studien nutzen Clickstream-Daten – reales Nutzerverhalten statt selbst berichteter Absichten. Hohe Datenqualität und statistische Signifikanz.

Unterschiede und mögliche Erklärungen

Google: Wachstum vs. Stabilität

Studie 1 (SEMrush) zeigt Google-Wachstum, Studie 2 (Datos) nur Stabilität. Mögliche Ursache: Studie 1 enthält mobile Daten, Studie 2 nur Desktop. Zudem erfasst Studie 2 Gemini separat – in Studie 1 könnte Gemini zur Google-Nutzung gezählt werden (gleiche Domain).

Unterschiedliche Fokussierung

Studie 1 fokussiert auf Google vs. ChatGPT. Studie 2 analysiert mehrere KI-Systeme (ChatGPT, Gemini, Claude) und Suchmaschinen (Google, Bing, DuckDuckGo). Studie 3 untersucht Zielgruppen-Overlap.

Kleinere Suchmaschinen betroffen

Falls ChatGPT Marktanteile von Suchmaschinen gewinnt, dann eher von kleineren Playern (Bing, DuckDuckGo). Diese operieren ohnehin in einem Bereich ‚ferner liefen‘ – Google bleibt unangetastet.

Strategische Implikationen für Marketing-Professionals

Die Studien liefern klare Orientierung für strategische Entscheidungen im Performance-Marketing:

SEO bleibt unverzichtbar

SEO bleibt essentiell. Google verliert nicht an Relevanz – im Gegenteil, ChatGPT-Nutzende suchen mehr bei Google. Investitionen in klassische Suchmaschinenoptimierung zahlen sich weiterhin aus.

GEO als Erweiterung etablieren

GEO wird zum strategischen Differentiator. Die wachsende ChatGPT-Nutzung erfordert Optimierung für KI-Systeme. Wer jetzt GEO-Kompetenz aufbaut, sichert sich Wettbewerbsvorteile.

Hybride Strategie entwickeln

Die Systeme ergänzen sich. Nutzende wechseln zwischen Google und ChatGPT je nach Intention. Erfolgreiche Strategien optimieren für beide Welten – nicht entweder-oder.

Konvergenz antizipieren

Google integriert KI-Features (AI Overviews, AR-Mode), ChatGPT integriert Web-Suche. Die Grenzen verschwimmen. Content muss für beide Szenarien funktionieren.

Fazit: Erweiterung statt Ersetzung

Die Daten sprechen eine klare Sprache: KI-Systeme ersetzen die klassische Suche nicht – sie erweitern sie. Die Gesamtzahl der Suchanfragen steigt, verteilt sich aber auf mehr Kanäle.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • ChatGPT-Nutzende führen mehr Google-Sessions durch, nicht weniger
  • Google bleibt dominant und stabil – keine Erosion erkennbar
  • Beide Plattformen entwickeln loyalere Nutzerbasen mit differenzierten Anwendungsfällen
  • Die Systeme konvergieren: Google integriert KI, ChatGPT integriert Suche
  • Erfolgreiche Marketing-Strategien optimieren für beide Welten

Die neue Ära der Suche ist hybrid. Wer das versteht und strategisch nutzt, gewinnt Handlungskompetenz in einer sich wandelnden Landschaft.


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Quadrate und Foto von lächelnder Mitarbeiterin
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